Der Mann, dessen Name mit Microsoft verschmolzen ist wie Faust mit dem Pakt, haut im dritten Quartal 17 Millionen Aktien raus. Nicht ein kleines Rebalancing. Kein kosmetischer Verkauf. Sang- und klanglos über 65 Prozent seiner MSFT-Position – weg.
Und er verkauft nicht nur Microsoft. Berkshire. Waste Management. Caterpillar. UPS. FedEx. Alles raus. Kein einziger Kauf. Null.
Das riecht nicht nach „Ich spende bald alles, la la la“.
Das riecht nach Strategiewechsel unter Schmerzen.
Die Erzählung lautet:
„Gates löst die Foundation bis 2045 auf.“
Nett. Aber wieso dann diese Geschwindigkeit?
Wieso jetzt, auf Allzeithochs?
Wieso parallel ein radikales Umschichten des gesamten Trusts?
Und vor allem: Wieso 8,3 Milliarden Dollar frisches Cash?
Man kann das alles als Philanthropie-Umbau feiern.
Oder man sieht die andere Perspektive:
Wenn ein Mann, der 36,5 Milliarden verwaltet, von einigen der leistungsstärksten CIOs begleitet wird und Zugang zu Informationen hat, die für Normalsterbliche im Nebel liegen, plötzlich massiv Risiko rausnimmt – ist das kein Zufall.
Microsoft ist nicht irgendeine Aktie.
Es ist das Rückgrat der KI-Euphorie.
Ein Symbol für die unausgesprochene Marktannahme:
„KI steigt. Deshalb steigt Microsoft. Deshalb steigt alles.“
Und Gates?
Er nimmt die Chips vom Tisch.
Extrem konsequent. Extrem still. Extrem schnell.
Genau das ist der Punkt, den Taleb brutal klar machen würde:
Wenn Insider Risiko abbauen, während die Masse Risiko aufbaut, ist das System am verwundbarsten.
Fragilität entsteht nicht, wenn die Kurse fallen.
Sie entsteht, wenn sich alle sicher fühlen.
Gates bewegt sich, als hätte er verstanden, dass die nächsten 12–24 Monate weniger mit Wachstum zu tun haben und mehr mit Überleben im Portfolio.
Ein Trust, der jahrelang auf wenige Titel setzte, wird plötzlich breit, flach und liquide.
Das ist kein Zufall.
Das ist Vorbereitung.
Vielleicht liegt die Frage nicht darin, warum Gates verkauft, sondern warum so viele Anleger glauben, das sei bedeutungslos.
Denn in einem Markt, der seine Narrative wie Zaubersprüche benutzt, kann ein stiller Verkauf manchmal lauter sein als jede Analystenprognose.
Vielleicht ist heute nicht der Tag, an dem man Panik bekommt.
Aber es ist definitiv einer der Tage, an denen man aufmerksam sein sollte.