Das Staatssystem brach über Nacht
Ein Virus. Ein paar schlecht gelaunte Fledermäuse. Und plötzlich stand die Welt still. Wer glaubt, Corona sei „nur“ ein temporärer Schock gewesen, weil sich die Börsen irgendwann wieder erholt haben, verkennt die eigentliche Gewalt eines Schwarzen Schwans. Die Märkte waren nur das Symptom. Der eigentliche Umbruch spielte sich tiefer ab: in der Politik, in den Institutionen, in der stillschweigenden Neuordnung der Gesellschaft. Schwarze Schwäne zerstören Illusionen Die Finanzkrise 2008 und Corona 2020 haben eine Gemeinsamkeit: Sie entlarven das Narrativ der Stabilität als Märchen. Beide trafen ein System, das vorgab, robust zu sein. Beide zwangen die Politik, nicht mit Debatten zu reagieren, sondern mit Notverordnungen. Transparenz wurde Luxus, Demokratie Nebensache. 2008: Der Euro als Druckkammer Es begann mit US-Hypotheken, endete mit Staaten am Rande der Zahlungsunfähigkeit. Europa rettete Banken, aber auch gleich sein eigenes Machtgefüge. Der „Rettungsschirm“ bedeutete nichts anderes als die Erfindung einer neuen Institution: der Troika. Drei Akteure – EZB, EU-Kommission, IWF – diktierten plötzlich Sparprogramme, Privatisierungen, Strukturreformen. Kein Parlament hatte das so beschlossen. Staaten wie Griechenland verloren ihre fiskalische Souveränität, Millionen Menschen ihre Arbeitsplätze. Aus diesem Notstand wuchs Dauerrecht: Bankenunion, Europäischer Stabilitätsmechanismus, strengere Defizitkontrolle. Ein supranationales Geflecht, geschaffen nicht durch demokratischen Willen, sondern durch Zwang in der Krise. 2020: Der unsichtbare Ausnahmezustand Corona war brutaler. Es reichte nicht, Geld zu drucken. Regierungen schlossen Geschäfte, verhängten Ausgangssperren, setzten Grundrechte außer Kraft – und das oft per Verordnung, nicht per Gesetz. Verträge mit Pharma- und Techkonzernen blieben geheim, Gesundheitsdaten flossen an Apps, die plötzlich Pflicht wurden. Die EU kippte ihre eigenen Haushaltsregeln, die angeblich „nicht verhandelbar“ waren. Plötzlich durfte jeder Staat Schulden machen, als gäbe es kein Morgen. Und tatsächlich: Morgen heißt jetzt Dauerdefizit. Die Vorstellung, dass Maastricht-Kriterien noch irgendetwas zählen, zerfiel im Lockdown.