Rastatt ist überall: Wie ein Sondervermögen die Wahrheit nicht länger versteckt
Rastatt ist nicht das Problem.
Das Problem ist ein Staat, der glaubt, Komplexität mit Buchungstricks wegzaubern zu können. Eine Nation, die sich selbst ein „Sondervermögen“ schenkt, um ein kollabierendes Geschäftsmodell zu verschönern. Deutschland ist wie ein Autofahrer, der mit 220 auf der linken Spur fährt, während der Motor längst blau qualmt und die Anzeige „Öldruck niedrig“ nur mit schwarzem Tape überklebt wurde.
Rastatt: ein Werk wie eine Kathedrale des industriellen Wohlstands. Die Stadt vibrierte, als würde der Wachstumsbaum für immer tragen. Jeder glaubte, diese Steuereinnahmen seien planbar, sicher, linear. Das übliche anthropozentrische Überheblichkeitsproblem. Heute bricht die Gewerbesteuer um 99 Prozent ein. Aus 100 Millionen werden 1 Million. So sieht Realität aus, wenn sie zurückbeißt.
Das Sondervermögen sollte Infrastruktur bauen. Brücken, Schienen, Netze. Jetzt wird es benutzt, um Haushaltslöcher zu stopfen, die jahrzehntelang durch fragiles Monostruktur-Denken entstanden sind. Das ist nicht Fehlplanung. Das ist strukturelle Selbsttäuschung. Eine ganze Volkswirtschaft, die ihre Zukunft auf die Stabilität einer Industrie baut, die seit einem Jahrzehnt sichtbar unter Dauerbeschuss steht, darf sich über die Quittung nicht wundern.
Weissach? Porsche? Gleiches Muster, nur teurer lackiert. Stuttgart? 800 Millionen Defizit. Baden-Württemberg war einmal das Paradebeispiel eines antifragilen industriellen Ökosystems. Heute sehen wir das Gegenteil: Fragilität, verborgen unter ökologischer Schönfärberei und fiskalpolitischen Wunschträumen. Wer glaubt, man könne Wohlstand politisch dekretieren, bekommt irgendwann die Mathematik als Gegner. Und Mathematik gewinnt immer.
Wenn Steuerausfälle zur Normalität werden und Sondervermögen die Funktion von Schmerzmitteln übernehmen, beginnt die Schuldenspirale. Sie endet nicht mit Sparsamkeit, sondern mit einer Zentralbank, die das System über Wasser hält, indem sie die Kaufkraft der Bürger opfert. Jeder Euro wird zur schleichenden Erinnerung daran, dass man Komplexität nicht verhandeln kann.
Rastatt ist überall. Ingolstadt. Flensburg. Jede Kommune spürt dieselbe Welle, nur zeitversetzt. Ökonomie ist kein Märchenbuch. Sie ist ein Netzwerk. Schlägt man mit staatlicher Ideologie auf die zentralen Knoten ein, brechen die Ränder zuerst.
Die Pointe?
Vielleicht ist dieses Land gerade dabei, seine industrielle Epoche zu beenden, ohne zu wissen, was es an ihre Stelle setzt. Die Wahrheit über das Sondervermögen ist nur ein Symptom davon.
Wer verstehen will, wohin das führt, sollte nicht auf Berlin schauen. Sondern auf Rastatt.
Wenn wir uns fragen, wie dieses Land antifragiler werden kann, dann liegt die Antwort nicht in noch mehr Sondervermögen oder einem neuen Technokratenzauber, sondern im Mut zur radikalen Ehrlichkeit. Kommunen müssen sich aus ihrer industriellen Monokultur befreien und ihre Einnahmebasis diversifizieren, statt sich an einen einzigen Konzern zu ketten wie ein Bergsteiger an ein morsch gewordenes Seil. Die Gewerbesteuer braucht eine Struktur, die Schocks verteilt statt verstärkt. Politische Buchungstricks gehören abgeschafft, weil ein System erst dann stabil wird, wenn seine Schwächen sichtbar sind. Energiepolitik muss auf realen Marktbedingungen beruhen, nicht auf ideologischen Wunschbildern. Und die Verantwortlichen sollten endlich Skin in the Game haben, damit Fehlentscheidungen nicht länger folgenlos bleiben. Antifragilität entsteht nicht durch Hoffnung, sondern durch das Entfernen der Strukturen, die uns verletzlich machen. Vielleicht ist gerade das die unbequeme Chance in dieser Krise: Rastatt zeigt, was bricht. Die Frage ist, ob wir lernen, etwas Stärkeres aufzubauen.
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Ronny Wagner
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