Nvidia feuert erneut Quartalszahlen raus, die aussehen wie aus einem Paralleluniversum:
57 Milliarden Dollar Umsatz.
62 Prozent Wachstum.
Datacenter allein über 51 Milliarden.
Marge: 73,6 Prozent.
Alle jubeln. Die Aktie zieht sofort an. Der CEO spricht von „positiven Kreisläufen“. Analysten klatschen, als hätten sie gerade das erste Mal ein Rechenzentrum gesehen.
Schaut man durch die Taleb-Brille, wirkt die Szene weniger wie eine Erfolgsstory und mehr wie das typische Endstadium eines Hypes: maximale Geschwindigkeit, maximale Erwartungen, maximale Abhängigkeit von einem einzigen Narrativ: KI frisst die Welt.
Nvidia ist inzwischen das Barometer einer gesamten Branche. Nicht, weil sie besonders genial wären, sondern weil ohne ihre Chips kein Modell trainiert wird. Diese Abhängigkeit erzeugt genau das, was Taleb immer beschreibt: ein System, das durch Monokultur fragil wird. Ein einziger Engpass, und das ganze Kartenhaus zittert.
Der Markt blendet das aus.
China weggebrochen? Egal.
Exportregeln? Egal.
4,5 Billionen Bewertung? Egal.
Volle Auftragsbücher? Natürlich! In Hypezyklen sind die Auftragsbücher immer voll, bis sie es plötzlich nicht mehr sind.
Ich sage nicht, dass Nvidia fällt. Ich sage, dass Systeme, die so schnell wachsen, nicht stabil wachsen. Der gleiche Mechanismus, der heute 57 Milliarden liefert, kann morgen genauso brutal in die Gegenrichtung schwingen. Nicht, weil das Unternehmen schlecht ist, sondern weil Erwartungen exponentiell wachsen und Realitäten linear bleiben.
Wenn der Markt irgendwann realisiert, dass die nächste Wachstumsstufe härter wird als die letzte, wird es spannend. Nicht für Nvidia. Für alle, die blind auf die Fortsetzung eines Trends wetten, der schon jetzt mehr Glauben als Fundament enthält.
Vielleicht liegt genau dort der Unterschied zwischen Spekulation und antifragilem Denken:
Das eine setzt auf Momentum.
Das andere auf Märkte, die auch dann funktionieren, wenn der Strom des Narrativs abreißt.
Und Geschwindigkeit ersetzt nun mal keine Resilienz.