Manchmal ist Politik wie schlechte Satire: erst schafft man den Wehrdienst ab, dann verkauft man seine Wiederbelebung als „Wende“ – und nennt das Fortschritt.
Deutschland diskutiert ernsthaft, ob junge Männer wieder verpflichtet werden sollen, Uniform zu tragen. Angeblich „freiwillig“. Mit dem hübschen Zusatz: Wenn sich nicht genug melden, dann eben doch verpflichtend. Frauen? Ausgenommen – außer sie wollen. Klingt nach Wahlfreiheit, ist in Wahrheit ein Menübuffet aus Zwang und Placebo.
Das Kabinett nennt das „neuen Wehrdienst“. Ich nenne es: ein Armutszeugnis der politischen Einfallslosigkeit. Jahrzehnte hat man gebraucht, um die Wehrpflicht zu beerdigen – und jetzt, da das sicherheitspolitische Chaos überhandnimmt, gräbt man die Leiche wieder aus. Nur diesmal mit einem schicken Etikett: „freiwillige Pflicht“. Orwell hätte seine Freude.
Und jetzt wird’s absurd:
– Kosten: Schon jetzt frisst die Bundeswehr Milliarden – und trotzdem fehlen Kasernen, Unterkünfte, Fahrzeuge. Jeder zusätzliche Wehrdienstleistende verursacht pro Kopf zigtausend Euro.
– Infrastruktur: Kasernen dichtgemacht, Material veraltet. Aber klar – wir drücken einfach auf „Wieder aktivieren“ und schon läuft’s.
– Glaubwürdigkeit: Winterjacken fehlen, Panzer bleiben liegen – aber man verkauft uns Wehrdienst als Sicherheitsgarantie.
So sieht das aus: Ein Land, das sich jahrzehntelang selbst entwaffnet hat, tut jetzt so, als könnte man Verteidigungsfähigkeit wie ein Netflix-Abo reaktivieren. Konto wieder freischalten, Passwort vergessen – und schwupps, läuft die Serie „Wehrdienst Reloaded“.
Nur: Sicherheit gibt’s nicht auf Knopfdruck. Und schon gar nicht als Abo-Modell.