Jeden Tag liefern Strategen, Finanzberater, Portfoliomanager und Marktkommentatoren Antworten:
„Die Fed senkt den Zins – also einsteigen!“
„Defensive Werte bevorzugen!“
„Die Marke von 23.475 Punkten im DAX beobachten!“
Das klingt nach Wissen, ist aber in Wahrheit nichts anderes als Lärm. Der Versuch, die Zukunft mit Handlungsanweisungen zu bändigen, ist die fragilste aller Strategien.
Robuster ist der Weg über Via negativa: Nicht fragen, was du tun musst, sondern was du unbedingt vermeiden solltest. Negatives Wissen ist verlässlicher als jede Prognose, weil es auf das ausgerichtet ist, was garantiert zerstört – nicht auf das, was vielleicht Gewinne bringt.
Was sollte man also streichen?
- Handeln nach kurzfristigen Marktmarken. Ob der DAX 23.475 Punkte überschreitet, hat für deine Vermögenssicherheit null Bedeutung.
- Glauben an Prognosen. Analystenziele sind nicht Wissen, sondern Spekulation in seriösem Anzug.
- Illusionen von Sicherheit. „Defensive Werte“ stürzen im Systemcrash genauso – nur etwas später.
- Konzentration auf Einzeltitel, die zum Spielball von Fantasie und Gier werden. Puma bei 100 Euro war Hybris, Puma bei 25 Euro ist Hoffnung. Beides schwach.
Das ist negatives Wissen:
Wir wissen, dass Prognosen regelmäßig scheitern.
Wir wissen, dass Schuldenberge nicht ewig tragfähig sind.
Wir wissen, dass Fehler ruinieren, während Gewinne nie dieselbe asymmetrische Wirkung haben.
Darum die eigentliche Frage: Nicht „wo liegt die nächste Chance?“, sondern „welcher Fehler wird mich sicher ruinieren?“
Vermeide das Fragile, und was übrig bleibt, ist Überleben.
Denn Märkte belohnen nur gelegentlich die richtigen Wetten – aber sie bestrafen gnadenlos den einen unverzeihlichen Fehler.