Und genau so wird er im sogenannten Mar-a-Lago-Abkommen behandelt: als politisches Werkzeug, nicht als Fundament.
Dieses Abkommen ist kein völkerrechtlicher Vertrag, sondern ein strategisches Papier von Stephen Miran – ehemaliger leitender Berater im US-Finanzministerium unter Trump, Hedgefonds-Manager und designierter Kandidat für den Gouverneursrat der Fed. Mirans Idee: ein „neues Plaza-Abkommen“. 1985 hatten die G5 den Dollar koordiniert abgewertet, um die US-Industrie zu entlasten. Heute soll der Dollar bewusst geschwächt, Gläubiger zu schlechteren Konditionen gezwungen und durch Zölle eine Art versteckte Steuer erhoben werden. Kurz: Die Kosten der US-Überschuldung sollen die anderen tragen.
Joseph Stiglitz nennt das einen verkappten Zahlungsausfall. Barry Eichengreen weist auf den logischen Widerspruch hin: Der Dollar soll gleichzeitig schwächer werden – und seine Rolle als Leitwährung behalten. Beides zusammen ist ein ökonomisches Paradoxon.
Doch damit nicht genug. Miran will auch die Federal Reserve umbauen: Gouverneure sollen vom Präsidenten entlassen werden können, Amtszeiten gekürzt, Swap-Lines als geopolitische Druckmittel eingesetzt werden. Was als „Reform“ verkauft wird, ist in Wahrheit die Entkernung der Unabhängigkeit. Eine Institution, die bisher Schocks abfederte, würde selbst zum Schockverstärker.
Und genau hier spielt Gold seine Rolle. Während der Dollar immer mehr zur Spielmarke der Politik wird, suchen Investoren Schutz im einen Asset, das sich nicht erpressen lässt.
- In den letzten zwölf Monaten ist Gold um fast 40 % gestiegen – von etwa 2.400 USD auf über 3.300 USD pro Unze.
- Allein im ersten Halbjahr 2025 legte der Preis um 26 % zu.
- Zentralbanken kauften im ersten Quartal mehr als 240 Tonnen Gold.
- ETFs verzeichneten Zuflüsse von rund 30 Milliarden USD.
Die Analysten ziehen nach: JPMorgan sieht den Goldpreis bis Jahresende bei durchschnittlich 3.675 USD/oz, RBCnennt 3.800 USD. Manche Szenarien reichen bis 5.000–8.000 USD, sollte Mirans „Reset“ Realität werden. Und ja – es gibt bereits Stimmen, die ein Preisziel von 20.000 USD pro Unze in den Raum stellen. Das wäre das Szenario eines vollständigen Vertrauensverlusts in den Dollar – extrem, aber nicht mehr völlig abwegig.
Das Bild ist klar: Ein Haus, das seit Jahrzehnten mit zu vielen Schulden gebaut wurde, steht in Flammen. Statt Brandschutz einzuziehen, kippt man Benzin hinein – in der Hoffnung, dass die Nachbarn mehr abbrennen als man selbst. Gold ist nicht dieses Haus, sondern der Fels daneben – unzerstörbar, unverrückbar.
Die entscheidende Frage ist deshalb nicht, ob Mirans Plan funktioniert. Die Frage ist, wie lange die Welt den Schutzgeldzettel Dollar noch akzeptiert, bevor er zerreißt. Gold hat längst entschieden – es steigt, weil es nicht lügt.