Stell dir vor: Ein Haus brennt, und 57 von 100 Nachbarn rufen die Feuerwehr. Die anderen bleiben sitzen, schauen Netflix oder zünden sich gemütlich eine Zigarette an. Würdest du sagen: „Super Quote, läuft doch!“?
Genau das passiert gerade in NRW. Wahlbeteiligung bei 56,8 Prozent – und die Schlagzeilen feiern es, als wäre es ein Triumph. 2020 waren es noch 51,9 Prozent, also: „Hurra, fünf Prozent mehr, die Demokratie lebt!“
Ernsthaft? Fast die Hälfte der Bevölkerung bleibt zu Hause, signalisiert: Euer Spiel interessiert mich nicht. Und trotzdem wird ein politisches Theater daraus gemacht, als hätten wir eine neue goldene Ära der Bürgerbeteiligung.
Mich erinnert das an einen Börsengang, bei dem die Hälfte der Aktien liegenbleibt – und die Banker feiern, dass immerhin ein paar Zeichnungen mehr reingekommen sind als beim letzten Mal. Klingt schräg? Ist es auch.
Vielleicht ist die eigentliche Frage nicht, warum nur 57 Prozent wählen, sondern: Warum überhaupt noch?
Denn wenn fast jeder Zweite die Stimme verweigert, ist das kein Demokratiefest, sondern ein Misstrauensvotum. Nur nennt es niemand so.
Fragile Systeme erkennt man daran, dass sie ihre eigenen Symptome als Erfolge verkaufen – bis sie an der nächsten Erschütterung zerbrechen.