Erinnert ihr euch noch an die Zeit, als man mit Bitcoin die Banken stürzen wollte? Jetzt träumt man davon, mit 0,003 BTC eine Villa in Malibu zu kaufen. Die neueste Prophezeiung: 28.000.000 Dollar pro Coin. Kein Witz. Eine Investmentfirma rechnet’s vor – angeblich logisch, mathematisch, unvermeidlich.
Das erinnert mich an religiöse Erweckungsbewegungen: Erst kommt die Vision, dann die Spende, dann die Enttäuschung. Nur dass hier nicht mit Weihwasser, sondern mit Whitepapers gesegnet wird.
Wieso sollte eine digitale Datei, deren einziger inhärenter Wert im Glauben liegt, plötzlich mehr wert sein als alle Industriekonzerne der Welt zusammen? Antwort: Weil das Angebot begrenzt ist. Klar. So wie Picasso-Gemälde. Oder gesundes Urvertrauen.
Wer glaubt, dass Bitcoin „zwangsläufig“ auf Millionen steigen muss, hat das Risiko komplett ausgepreist. Er hat nicht verstanden, dass Knappheit kein Wertversprechen ist – sondern ein Risikoindikator. Frag mal die DDR, wie gut Planwirtschaft funktioniert hat.
Wir leben in einem Zeitalter, in dem exponentielle Kursziele für digitale Assets als rational gelten, aber 5 % physisches Gold im Portfolio als „extrem konservativ“. Eine Welt, die spekulativer denkt als ein Würfelspieler im Kasino von Macao.
Vielleicht steigt der Bitcoin tatsächlich. Vielleicht auch nicht. Aber eins ist sicher: Wer seine Altersvorsorge auf Preisprognosen aufbaut, sollte sich weniger mit Blockchain und mehr mit Wahrscheinlichkeitsrechnung beschäftigen.
Die Geschichte kennt viele Blasen. Aber keine, die sich selbst für den Messias hielt.