Was ist das überhaupt?
In Deutschland gibt es zwei Ebenen:
- Gesetzliche Einlagensicherung (EdB): schützt pro Bank und Kunde bis 100.000 € (in Sonderfällen vorübergehend bis 500.000 €). Die EdB entschädigt binnen sieben Arbeitstagen. Rechtsgrundlage: EinSiG / EU-Richtlinie.
- Freiwilliger Einlagensicherungsfonds (ESF) der privaten Banken/BdB: zusätzlicher Schutz für bestimmte Einleger über die 100.000 € hinaus – seit der Reform stark begrenzt. 2025: bis 3 Mio. € für Privatleute, 30 Mio. €für Unternehmen; ab 2030: 1 Mio. € bzw. 10 Mio. €. Zudem schärfere Ausschlüsse.
Warum ist das nicht „sicher“ – sondern konditional?
Weil beide Systeme ex ante nur kleine Töpfe sind, die auf Einzelfälle ausgelegt wurden – nicht auf systemischeStressszenarien. Die EU-Vorgabe verlangt, dass die nationalen Sicherungstöpfe rund 0,8 % der gedeckten Einlagenvorhalten. Klingt beruhigend – bis man rechnet.
Wie groß ist der Topf tatsächlich?
Für Deutschland (EdB) lagen 2024 die gedeckten Einlagen bei ca. 832,3 Mrd. €. Dem standen Rücklagen von rund 6,38 Mrd. € gegenüber – Deckungsquote ≈ 0,77 %. Das reicht für einzelne Pleiten, nicht für eine Kettenreaktion.
Und der freiwillige ESF?
Der BdB nennt kein fixes Fondsvolumen. Orientierung: Der ESF gibt selbst an, sich an Zielgrößen analog zur gesetzlichen Sicherung (also Bruchteile der Einlagen) auszurichten – zudem wurden Grenzen/Ansprüche seit Greensill deutlich heruntergefahren.
Realitätscheck aus der Praxis (Greensill 2021):
Schon eine Bank zwang das System zu Milliarden-Zahlungen. Insider erwarteten ≈ 3 Mrd. € ESF-Belastung – die größte seit Lehman. Genau deshalb wurde der Schutz für viele Institutionelle/Kommunen später beschnitten. Ein System, das nach jeder größeren Zahlung die Regeln enger schnürt, ist kein unendlicher Rettungsschirm.
Der Vergleich: „Topf“ vs. „was im Feuer steht“
- Im Topf (EdB-Rücklagen 2024): ~6,38 Mrd. €.
- Im Feuer (gedeckte Einlagen): ~832 Mrd. €.
Das ist ein Hebel von grob 1 : 130. In ruhigen Zeiten genügt das, weil nicht alle Banken gleichzeitig fallen. In einer echten systemischen Krise aber gilt Talebs Regel: Korrelation springt auf eins – und dann zählt nicht das Versprechen „wir helfen uns gegenseitig“, sondern Liquidität im Moment der Wahrheit.
Konsequenz (unbequem, aber ehrlich)
Die Einlagensicherung ist ein Puffer, keine Garantie auf jede denkbare Eskalation. Sie funktioniert gut bei Einzelfällen, schwach bei Flächenbränden. Genau darum senken Reformen die Zusagen und engen den Kreis der Begünstigten ein. Wer Sicherheit ernst meint, plant oberhalb der Prospekt-Beruhigung: Streuung über Bankgruppen/Länder, kurze Laufzeiten, Liquiditätspuffer – und echte Nicht-Kontrahenten-Risiken (z. B. physische Edelmetalle) als Brandmauer.
Am Ende ist die Einlagensicherung ein Versprechen mit Fußnote. Und Fußnoten retten niemanden, wenn das Haus brennt.