Wird JUPITER unser Retter – oder das Werkzeug der totalen Kontrolle?
Im Forschungszentrum Jülich, zwischen hohen Bäumen und stillen Wegen, ein unscheinbares Gebäude. Von außen sieht es aus wie ein großes Lagerhaus aus Beton und Glas. Doch drinnen schlägt seit kurzer Zeit ein Herz, das schneller denkt als jeder Mensch, schneller als alle Taschenrechner der Welt zusammen: JUPITER, der erste europäische Exascale-Supercomputer. Kürzlich zeremoniell eingeweiht durch Friedrich Merz. Seine Schaltkreise rauschen wie ein Wasserfall aus Zahlen. Nvidia lieferte 24000 H 200 Prozessoren. Er kann in einer einzigen Sekunde so viele Rechenoperationen ausführen, wie jeder Mensch auf der Erde zusammen in vielen Jahrtausenden nicht schaffen würde. Stell dir vor, du würdest versuchen, alle Sandkörner an allen Stränden der Welt zu zählen – JUPITER könnte das in weniger als einem Wimpernschlag. Für die Forscher ist das ein Traum. Sie hoffen, endlich das Wetter so genau vorhersagen zu können, dass ein Dorf nicht mehr überrascht wird, wenn ein Starkregen droht. Ärzte wollen mit ihm das Erbgut eines Menschen in Minuten entschlüsseln, um Krankheiten schon zu erkennen, bevor sie ausbrechen. Ingenieure träumen davon, auf JUPITER Batterien zu berechnen, die ein Elektroauto tausend Kilometer weit tragen, oder Materialien, die ein Haus ohne Heizung warmhalten. Europa sieht in ihm die Chance, unabhängig von den USA oder China wieder selbst über die Zukunft der Technik zu bestimmen. Doch während die Lüfter des Giganten surren, flüstern andere Stimmen: Wer entscheidet eigentlich, was JUPITER rechnet? Offiziell sind es Gremien aus Wissenschaftlern und Politikern, die Rechenzeit verteilen wie wertvolle Flugtickets. Doch in einer Welt, in der Daten Macht sind, wird der Zugriff auf so eine Maschine zu einem Schlüssel, der Türen zu ganzen Gesellschaften aufschließt. Stell dir vor, jemand füttert JUPITER nicht nur mit Wetterdaten oder Molekülen, sondern mit den Spuren unseres Alltags: Was du kaufst, wo du bist, wen du triffst, welche Beiträge du im Netz liest oder teilst. Innerhalb weniger Augenblicke könnte der Rechner ein komplettes Profil über dich erstellen, genauer als du dich selbst kennst.