Kennt ihr das? Man nimmt sich etwas mit Begeisterung vor – sei es ein neues Hobby, regelmäßiges Training oder persönliche Weiterentwicklung – und am Anfang macht es richtig Spaß. Doch irgendwann, oft unbemerkt, schleicht sich der Ernst ein. Genau das ist mir diese Woche passiert: Ich war so fokussiert aufs Üben und Verbessern, dass ich plötzlich keinen Spaß mehr hatte. Aus Spiel wurde Stress. Meine Leichtigkeit war weg, jeder Fehlversuch fühlte sich wie ein Rückschlag an. An diesem Punkt habe ich innegehalten und gemerkt: „Keep it playful“ – halte es spielerisch – das ist mein Learning der Woche.
Warum ist mir das passiert? Und warum ist spielerisch bleiben so wichtig? Im Folgenden teile ich meine persönliche Erfahrung und werfe einen Blick darauf, was die Wissenschaft dazu sagt.
Sicherheit im Kopf: Warum wir ohne Druck besser denken
Was passiert, wenn aus Spaß bitterer Ernst wird? Kurz gesagt: Unser Gehirn schaltet einen Gang runter. Unter Stress aktiviert das Gehirn alte Überlebensmechanismen – Kampf oder Flucht – und unser Denkzentrum, der präfrontale Cortex, geht in den Notmodus. Plötzlich fällt vorausschauendes, kreatives Denken schwer. Neurowissenschaftler beschreiben es treffend: Unter großem Druck „versagt [der präfrontale Cortex] kläglich“, weil eine Übererregung die neuronalen Verbindungen dort blockiert. Das bedeutet, wir greifen in stressigen Momenten eher auf Gewohnheiten oder starre Muster zurück, anstatt flexibel und kreativ neue Lösungen zu finden.
In einem sicheren, entspannten Zustand passiert das Gegenteil: Wir fühlen uns wohl und unser Gehirn hat „grünes Licht“, um frei zu assoziieren, zu planen und zu spielen. Der präfrontale Cortex – verantwortlich für Planen, Lernen und Impulskontrolle – läuft dann zur Höchstform auf. Spiel schafft genau so eine sichere Atmosphäre. Wenn wir spielerisch an eine Sache herangehen, signalisieren wir dem Gehirn: Hier gibt es keinen echten Alarm, du kannst dich entfalten! Plötzlich sprudeln die Ideen wieder, und Lernen fühlt sich leicht an. Ich habe gemerkt, wie schon ein wenig Druck rausnehmen und die Sache mit Humor betrachten mir half, wieder klarer zu denken.
Mit Freude lernt das Gehirn leichter (Dopamin und Neuroplastizität)
Es ist nicht nur ein Gefühl – Freude am Spielen beeinflusst unser Gehirn messbar. Wenn wir Spaß haben, schüttet das Gehirn Glückshormone und Neurotransmitter aus, allen voran Dopamin. Dieser Botenstoff sorgt nicht nur für gute Laune, er erhöht auch die Aufnahmefähigkeit des Gehirns. Neurowissenschaftlich ist belegt: Positive Emotionen wie Freude führen zur vermehrten Dopamin-Ausschüttung, welche die Neuroplastizität fördert, also die Lern- und Anpassungsfähigkeit unseres Gehirns. Einfach gesagt werden neue Verknüpfungen zwischen Nervenzellen viel leichter geknüpft, wenn wir motiviert und mit Spaß bei der Sache sind.
Vielleicht habt ihr das selbst schon erlebt: Wenn euch ein Thema begeistert, bleibt es wie von selbst hängen. Ich erinnere mich, wie ich als Kind stundenlang im Spiel versunken sein konnte – und dabei enorm viel gelernt habe, ohne es zu merken. Diese kindliche Neugier und der Spieltrieb setzen biochemisch genau die richtigen Hebel in Bewegung: Motivation, Belohnung, Lernerfolg – ein Kreislauf, der sich selbst befeuert. Mein Aha-Moment diese Woche war, dass ich mir dieses Wissen wieder zunutze machen kann. Statt verbissen an einer Aufgabe zu sitzen, versuche ich nun, mir kleine spielerische Elemente einzubauen, mir Pausen für Humor zu gönnen oder mir Belohnungen in Aussicht zu stellen. Mit mehr Spaß an der Sache merke ich direkt, wie ich motivierter bin und Neues besser behalte.
Spielerisch motiviert: Autonomie, Kompetenz und Verbundenheit
Warum genau ist Spielen so ein Motivationsbooster? Ein Blick in die Psychologie gibt Aufschluss. Die Selbstbestimmungstheorie (Deci & Ryan) sagt, dass wir alle drei zentrale psychologische Grundbedürfnisse haben: Autonomie, Kompetenz und soziale Eingebundenheit. Werden diese erfüllt, sind wir von innen heraus (intrinsisch) motiviert. Und das Wunderbare ist: Beim Spielen werden alle drei Bedürfnisse quasi automatisch bedient!
Autonomie: Im Spiel entscheiden wir selbst, was wir tun. Wir probieren frei aus, ohne strenge Vorgaben. Dieses Gefühl von Selbstbestimmung (ich darf es so machen, wie ich will) ist enorm befriedigend und wichtig für die Motivation.
Kompetenz: Spiele haben oft eingebaute Feedbackschleifen – wir sehen Erfolge, lernen aus Fehlern und werden besser. Jedes kleine Erfolgserlebnis (das nächste Level schaffen, einen Trick meistern) gibt uns das Gefühl: Ich kann das! Genau dieses Kompetenzgefühl treibt uns an, weiterzumachen.
Soziale Eingebundenheit: Viele Spiele machen mit anderen zusammen noch mehr Spaß. Gemeinsam lachen, sich austauschen oder sogar ein wenig wetteifern verbindet uns mit anderen. Dieses Miteinander erfüllt unser Bedürfnis, dazuzugehören. Selbst wenn man allein spielt, kann man hinterher die Erfahrung teilen und das Gefühl von Verbundenheit erleben.
Studien zeigen, dass ein spielerischer Ansatz diese Faktoren fördert. Durch Gamification-Elemente (also Spielelemente im Nicht-Spiel-Kontext) können Menschen auf unterhaltsame Weise ihre Autonomie, Kompetenz und soziale Eingebundenheit ausleben – genau das, was laut Deci & Ryan echte Eigenmotivation auslöst. Für mich heißt das: Wenn ich mir meine Herausforderungen mehr wie ein Spiel gestalte, bleibe ich eher dran, weil es von innen heraus Spaß macht und nicht nur wegen des äußeren Drucks.
Fazit: Zurück zum Spielmodus
Meine Erfahrung diese Woche hat mir ehrlich gezeigt, wie ich selbst die Freude am Tun ausbremsen kann, wenn ich zu verkrampft werde. Gleichzeitig habe ich gelernt, dass es kein Luxus, sondern eigentlich notwendig ist, den Spielmodus einzuschalten – für mein Wohlbefinden und für bessere Ergebnisse. Schließlich arbeitet mein Gehirn auf Hochtouren, wenn es sich sicher fühlt und Spaß hat, die Neugier geweckt ist und meine inneren Bedürfnisse erfüllt sind. Keep it playful lautet deshalb mein Motto, und ich möchte euch ermutigen, es auch einmal auszuprobieren: Ob beim Lernen, beim Sport oder im Berufsalltag – schaut, wie ihr die Sache spielerischer angehen könnt. Vielleicht durch kleine Herausforderungen, durch mehr Humor oder indem ihr euch erlaubt, Fehler als Teil des Spiels zu sehen.
Und jetzt bist du dran: Wann hast du das letzte Mal so richtig verspielt gelernt oder gearbeitet? Welche Strategien helfen dir, den Spaß an der Sache zu behalten? Teile gerne deine Gedanken und Erfahrungen in der Skool-Community – ich bin gespannt auf die Diskussion! 😊