Als Unternehmer begegnen wir tagtäglich Entscheidungen, die sowohl Chancen als auch Risiken bergen. Manche Entscheidungen führen zu großen Erfolgen, andere zu schmerzhaften Lektionen. Eine dieser Lektionen habe ich auf die harte Tour gelernt – und sie hat mich nicht nur Geld, sondern auch wertvolle Erkenntnisse über Verantwortung und Kontrolle gebracht.
Vor einigen Jahren arbeitete ein Projektleiter in unserem Unternehmen, der sich durch seine Leistung und sein Engagement hervorgetan hatte. Seine Arbeit war stets überdurchschnittlich, und ich hatte großes Vertrauen in seine Fähigkeiten. Als sich die Möglichkeit ergab, eine innovative Geschäftsidee umzusetzen, entschieden wir uns, ihm und seinem Geschäftspartner 50 % einer neu gegründeten Firma zu übertragen – mit minimalem Kapitaleinsatz seinerseits. Der Plan war ambitioniert, aber fundiert: Autokäufer sollten beim Erwerb eines Elektrofahrzeugs gleichzeitig einen günstigen Stromvertrag abschließen können. Die Marktanalyse war vielversprechend, die Businesspläne durchdacht, und erste Tests bei Autohändlern zeigten Potenzial.
Doch eine wesentliche Sache hatte ich übersehen: der Mensch hinter der Rolle. Der Projektleiter durchlebte in dieser Phase eine schwierige emotionale Zeit – Liebeskummer, von dem ich wusste, den ich jedoch unterschätzte. Diese persönliche Belastung wirkte sich stärker aus, als ich es je erwartet hätte. Er war nicht mehr in der Lage, die erforderliche Energie und Klarheit aufzubringen, um das Unternehmen voranzubringen. Sein Geschäftspartner, ein Assistent des Vorstandes eines Energiekonzerns, war zwar erfahren, doch nicht ausreichend in das operative Tagesgeschäft involviert, um die Lücken zu schließen.
Der entscheidende Fehler jedoch lag bei mir. Ich habe nicht rechtzeitig reagiert. Statt die Situation kritisch zu hinterfragen und die Umsetzung konsequent zu kontrollieren, vertraute ich zu sehr auf vergangene Erfolge und die geplanten Strukturen. Ich verglich nicht die aktuellen Daten und Ziele mit den Erwartungen und scheute mich, frühzeitig einzuschreiten. Diese Zurückhaltung führte dazu, dass das Unternehmen nicht die Dynamik entwickelte, die notwendig gewesen wäre, um im Markt zu bestehen.
Das Ergebnis war ein Verlust von 475.000 Euro. Ein schmerzhafter Betrag, der mich noch lange beschäftigen sollte – nicht nur finanziell, sondern vor allem emotional. Es war ein Preis, den ich für meine Nachlässigkeit bezahlt habe, und eine Erinnerung daran, wie wichtig es ist, als Investor nicht nur auf Geschäftspläne und Kennzahlen zu schauen, sondern auch auf die Menschen dahinter.
Diese Erfahrung hat mich gelehrt, meine Rolle als Investor und Unternehmer neu zu definieren. Vertrauen ist eine Grundlage, die für jede Zusammenarbeit unerlässlich ist, doch Vertrauen allein reicht nicht. Es muss durch Kontrolle und ein klares Verständnis der aktuellen Situation ergänzt werden. Dazu gehört auch, den Mut zu haben, schwierige Entscheidungen zu treffen – frühzeitig und entschlossen.
Ich habe gelernt, genauer hinzusehen und nicht nur auf vergangene Erfolge zu vertrauen. Emotionale Belastungen, so privat sie auch sein mögen, können gravierende Auswirkungen auf die berufliche Leistungsfähigkeit haben. Meine Verantwortung als Unternehmer liegt darin, solche Faktoren ernst zu nehmen und angemessen zu reagieren.
Heute teile ich diese Geschichte offen in der Hoffnung, dass sie anderen Unternehmern als Warnung und Inspiration dient. Fehler sind unvermeidlich, aber sie sind auch Chancen, zu wachsen und zu lernen. Wenn wir unsere Lektionen daraus ziehen und sie mit anderen teilen, können wir gemeinsam eine Kultur schaffen, in der Unternehmer nicht nur größer denken, sondern auch klüger handeln.