Wo gehöre ich hin?
Bin BJ 72 und mein Vater war alkoholabhängig und meiner Mutter gegenüber im Suff gewalttätig. Bis zum Alter von ca. 11 Jahren habe ich keine Erinnerung an meine Kindheit.
Vor ca. 2 1/2 Jahren habe ich nach meiner 20 jährigen Ehe einen Mann kennengelernt, der am Abend unseres Kennenlernens schon gut einen im Tee hatte. Ich habe zu dem Zeitpunkt wenig Alkohol getrunken, hätte mich als Genusstrinker bezeichnet. Irgendwas hat mich an ihm angezogen und wir sind ein Paar geworden.
Früher als Teenager und auch in meinen Zwanzigern habe ich die klassischen Partys gefeiert und habe auch sehr viel Alkohol konsumiert. Mit Beginn der ersten Schwangerschaft habe ich damit aufgehört. Und habe anscheinend auch keine Sucht entwickelt.
Der missbräuchliche Umgang mit Alkohol hat mich bei meinem Partner von Anfang an sehr irritiert. Er hat viele Partys gefeiert und war auch mit seinen Jungs öfter draußen und hat gefeiert und viel getrunken. In dieser Zeit hatten wir fünf mal On/Off, jedes Mal habe ich mich getrennt und jedes Mal war das Thema sein Umgang mit dem Alkohol. Lange Zeit war ich unsicher, ob er ein Alkoholiker ist oder nicht, weil auch ich mir den Alkoholiker so vorgestellt habe: der kaputte Mensch auf der Bank, ungepflegt mit einer Flasche Bier in der Hand. Mein ex Freund scheint ein hoch funktioneller Alkoholiker zu sein. Vor acht Wochen hab ich mich jetzt endgültig getrennt, weil ich mit seinem Umgang mit Alkohol nicht mehr klarkomme und mir bewusst geworden ist, dass ich durch meinen Freund und sein Umfeld auch immer mehr konsumiert habe. Ich bin da immer mehr reingerutscht.
Sein komplettes Umfeld ist auf Alkohol, konsumieren ausgelegt, mit verschiedenen Gruppen, mit denen er feiern oder trinken kann.
Ich habe im Laufe der Beziehung Anzeichen einer co-Abhängigkeit und emotionalen Abhängigkeit bei mir festgestellt. Die Trennung war also aus Selbstschutz und aus Entscheidung für mich gewesen und ist mir nicht leicht gefallen. Und fällt mir immer noch nicht komplett leicht. Mein Selbstwert darf nun wieder wachsen.
Ich habe jetzt viele Bücher über Alkohol gelesen, weil ich die Mechanismen verstehen wollte und mir ist nun, glaube ich, klar geworden, was Alkohol mit dem Gehirn und dem Belohnungssystem macht. Seit der Trennung habe ich jetzt selbst auch kein Alkohol mehr konsumiert. Komme damit sehr gut klar und werde auch zukünftig keinen Alkohol mehr trinken. Das Thema co-Abhängigkeit und emotionale Abhängigkeit möchte ich nun auch hinter mir lassen und arbeite an meinen Themen aus meiner Kindheit.
Aber wo gehöre ich hin? Ich lebe jetzt abstinent, fühle mich aber nicht den trockenen Alkoholikern zugehörig aber auch ich habe das Thema, dass wenn ich abends mal weggehe, ich natürlich mit den Leuten konfrontiert werde die Alkohol trinken und dann aufgedreht, nervig etc. werden.
Irgendwie fehlt mir gerade so ein bisschen das Zugehörigkeitsgefühl zu einer speziellen Gruppe.
Und ja, durch die Trennung habe ich nun auch viel Zeit für mich und darf mich völlig neu kennenlernen. Die Reise wird spannend.
Viele Grüße,
Mel
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Mel Dee
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